Der Optimist sagt, das Glas ist halb voll.
Der Pessimist sagt, das Glas ist halb leer.
Der Ingenieur sagt, das Glas ist doppelt so groß, wie es sein müsste.
Zugegeben, dieser Witz ist alt, macht aber eins deutlich: Die Dinge haben nicht nur zwei Seiten, sondern es gibt einen dritten Weg, sie zu betrachten – den realistischen.
Lange Zeit dachte ich, das Ziel der Achtsamkeit sei, innere Ausgeglichenheit und dadurch schließlich eine positive Sicht auf das Leben zu finden. Aber das stimmt nicht! Es geht darum, die Situation so wahrzunehmen, wie sie ist. Alle Emotionen wertzuschätzen. Dinge anzunehmen und im Augenblick die richtigen, authentischen und achtsamen Entscheidungen zu treffen.
Ich möchte jetzt selbstverständlich niemanden davon abhalten, positiv und optimistisch in die Zukunft zu blicken. Aber zwei Gedanken dazu:
- Nicht alle Menschen sind gleich. Der eine ist eher optimistischer, der andere eher pessimistischer eingestellt. Das Ziel kann nicht sein, den pessimistisch eingestellten Menschen in eine Positiv-denken-Rolle zu drängen, die seiner Persönlichkeit überhaupt nicht entspricht. Da sind Unzufriedenheit und Frustration schon vorprogrammiert.
- Manche Situationen sind einfach schwierig. Hier bringt es dann allerdings auch nichts, die Situation im Vorfeld positiv oder negativ zu überhöhen. Der realistische Blick hilft hier am besten weiter.
Unser Leben wird immer gute und schlechte Tage haben – egal wie achtsam und gelassen wir sind oder wie sehr wir in unserer inneren Mitte ruhen. Weil das Leben einfach so ist. Wir sollten daher wieder neu fühlen lernen. Wir sollten uns wieder mit uns selbst verbinden und uns in unserem privaten Alltag so wenig wie möglich verstellen. (In Beruf und Öffentlichkeit kann es natürlich immer Zwänge geben, die uns davon abhalten.)
Der Grundgedanke, den wir für mehr Gelassenheit und Zufriedenheit mitnehmen dürfen, lautet:
Unsere Gefühle müssen zu unserer Stimmung passen.
- Wenn du fröhlich bist, sei fröhlich.
- Wenn du traurig bist, sei traurig,
- Wenn du wütend bist, sei wütend.
Und dann blick dahinter:
- Wieso bist du fröhlich?
- Wieso bist du traurig?
- Wieso bist du wütend?
Und dann stelle dir die Frage: Möchte ich fröhlich, traurig oder wütend sein, weil der Grund dafür da ist? So erkennst du durch achtsames Hinschauen die realistische Situation. Und sie ist auf jeden Fall immer in Ordnung.