„Alles Käse die Askese.“ Zu diesem Schluss kommt Troubadix in „Asterix im Morgenland“, als er auf einen betrunkenen Fakir trifft. So sehr ich die Geschichten rund um die unbeugsamen Gallier mag, bin ich hier anderer Meinung. Denn gerade der Verzicht ist es, der den Weg zu einem zufriedenen Leben eröffnet.
Stell dir einen buddhistischen Mönch vor. Der steht nicht gerade in Verdacht, viel Hab und Gut oder gar Reichtümer anzuhäufen. Und doch ist es der mild lächelnde, buddhistische Mönch, der sinnbildlich für das steht, was viele Menschen heute anstreben.
Was ist also das Geheimnis hinter dem Verzicht?
Meine Meinung: Verzicht ist eine Entscheidung, die ich vollkommen frei treffen kann. Beim Besitz ist das nicht so. Die meisten von uns können sich beispielsweise keinen Privatjet leisten, keinen Porsche oder kein Ferienhaus auf Sylt. Oder mal kleiner: Wir können auch nicht jedes Mal mithalten, wenn sich wieder irgendjemand etwas anschafft, was in unserem Preissegment läge. Und wir können nicht bestimmen, wer uns mag oder wer uns liebt. Es stimmt schon: Wenn ich mir etwas sowieso nicht leisten kann, dann ist es kein wirklicher Verzicht. Aber wir können uns von dem Streben nach den unerschwinglichen Sachen frei machen. Und dieses Zusammenspiel, von dem Nicht-haben-können und dem Nicht-haben-wollen macht den Verzicht zu unserer freien Entscheidung.
Was wir erkennen dürfen:
Jeder äußere Wunsch hat einen inneren Beweggrund.
Nehmen wir den Porsche: Von A nach B komme ich mit jedem Auto, auch mit dem Fahrrad und bei kurzen Strecken auch zu Fuß. Der Wunsch nach dem Porsche ist nicht der Porsche. Es ist der Wunsch nach Anerkennung, nach den neidischen Blicken, nach Bestätigung. Daher machen uns viele materielle Dinge, die wir anstreben, nur kurz glücklich. Weil der innere Beweggrund weiter besteht und schon bald das nächste fordert.
Statt nach dem Materiellen zu streben, sollten wir also hinterfragen, was dahintersteht. Und dann können wir überlegen, wie wir damit umgehen wollen. (Wenn ich beispielsweise tatsächlich eine Möglichkeit suche von A nach B zu kommen, ich mir den Porsche leisten kann und mir das Auto einfach gefällt, spricht ja nichts dagegen.)
Die Frage, die wir uns dazu stellen können, lautet:
- Warum will ich das?
Und zwar in drei unterschiedlichen Betonungen:
- WARUM will ich das?
- Warum will ICH das?
- Warum will ich DAS?
Die Frage nach dem „Warum“ führt zum Kern: Zu dem Gefühl oder Bedürfnis, das ich mit dem Wunsch im Außen stillen möchte.
Die Frage nach dem „Ich“ klärt, ob es vielleicht einen Beweggrund aus meinem Umfeld gibt. Bin ich eventuell neidisch auf jemanden und möchte ich mithalten, obwohl das gar nicht notwendig ist.
Und die Frage nach dem „das“ öffnet den Blick für Alternativen. Vielleicht gibt es ja auch andere Wege, die das innere Bedürfnis sehr viel besser und nachhaltiger stillen, ohne dass ich mich – wie beim Kauf eines Porsches – langfristig verschulde.
Mir hilft dieser Dreiklang, um Klarheit zu erlangen. Vielleicht dir auch. Und nun noch eine ermutigende Sache zum Schluss: Die grundlegenden Strukturen und Fähigkeiten, um Zufriedenheit, Freude und Glück zu erleben, sind in unserem tiefsten Inneren angelegt und immer da – ganz unabhängig von äußeren Einflüssen. Daher können wir uns – wie der buddhistische Mönch – durch Verzicht von den äußeren Einflüssen frei machen. Kurz gesagt: Askese ist Freiheit.