Es gibt diese perfekten Tage. Die Tage, an denen man bestens aus dem Bett kommt. Wenn alles ineinandergreift. An denen man all seine Routinen erfüllt und an denen einem alles leicht von der Hand geht.
An diesen Tagen ist es leicht, zu meditieren. An diesen Tagen findet man auch leicht in die richtige Ruhe, weil der Geist eigentlich sowieso schon ruhig ist.
Das sind allerdings keinesfalls die Tage, an denen die Praxis besonders wichtig ist.
Es geht viel mehr um die Tage, die das genaue Gegenteil des oben Geschriebenen darstellen. An denen man sich aus dem Bett quält, die Termine drängen und man sich durch den Tag schleppt.
An diesen zweiten Tagen kann eine Meditationspraxis unglaublich wertvoll sein. Sie hilft, die Gedanken zu ordnen. Sie hilft kurz innezuhalten, um sich für die Herausforderungen zu wappnen. Sie ermöglicht Annahme und sie weitet den Blick dafür, dass alles nicht so schlimm, sondern lediglich der bevorstehende Tag herausfordernd ist.
Wunderbar! Oder?
Leider nein.
Denn jetzt kommt das Paradoxe: Es sind häufig die zweiten Tage, an denen man die Praxis als erstes über Bord wirft. Keine Zeit dafür, wenn doch sowieso schon alles knapp getaktet ist.
Dieser Text ist ein Plädoyer dafür, bei diesen Gedanken und diesen Situationen ganz kräftig auf die geistige Bremse zu treten. Denn wer gerade in den Zeiten, in denen es schwierig wird, keine Zeit mehr für sich hat, der hat sein Ziel verfehlt.
Daher: Wenn es das nächste Mal schwierig ist,
- setz dich auf dein Meditationskissen,
- bleib Sitzen und zwing dich dazu, auch wenn deine Gedanken umherschwirren,
- warte ab und hadere nicht mit dir, wenn du deine Meditation abbrechen solltest,
- sondern nimm dich liebevoll seelisch in den Arm.
Du bist an diesem Punkt nicht gescheitert. Ganz im Gegenteil: Sicher fühlst du dich direkt ein Stück besser,
- weil du meditiert hast,
- weil deine Gedanken sich ein wenig beruhigen konnten und
- du die Situation annehmen und klarer sehen kannst.
Das Meditieren an guten Tagen ist wunderbar. Es ist erfüllend, angenehm und schön. Doch es ist letztlich nur das Training für schwere Tage. An denen ist es unverzichtbar.