StartAchtsamkeitMoment mal!

Moment mal!

„Zeit vergeht, nee, weit gefehlt, denn – irgendwie ist immer heute!“ Die Fantastischen Vier bringen es in einem ihrer Liedtexte sehr genau auf den Punkt: Unser Leben ist die Summe unzähliger Momente, die sich aneinanderreihen. Ist der eine vorbei, folgt der nächste, dann der übernächste und so fort. Die Momente, die vergangen sind, betrachten wir als Vergangenheit. Die, die noch kommen, nennen wir Zukunft. Doch weder Vergangenheit noch Zukunft sind real. Das Leben findet nur zu einem Zeitpunkt statt: im jetzigen Moment.

Das zu erkennen ist wichtig. Denn allein das bewahrt uns davor, ungesund in der Vergangenheit zu leben oder uns – ebenso ungesund – der Fantasie eines besseren Lebens in der Zukunft hinzugeben. Was zählt ist der Moment. Und da jeder einzelne davon einzigartig, flüchtig und unwiederbringlich ist, ist es sinnvoll, möglichst achtsam mit den Momenten des Lebens umzugehen.

Der Weg, präsent im Hier und Jetzt zu sein und den Moment zu erfahren, ist die Meditation. Allerdings kann die Praxis nur eine Übung für mehr Achtsamkeit im Alltag sein. Das ganze Leben selig lächelnd auf dem Meditationskissen zu sitzen, ist sicher auch nicht erstrebenswert.

Den Menschen trennt von den Tieren, dass er seine Zukunft langfristig planen kann. Bei allem Im-Moment-leben wäre es dumm, eine solche Gabe aufzugeben. Wir sollten uns allerdings ein paar Dinge Bewusst machen:

  • Wir können zwar Pläne schmieden, aber wie die Zukunft tatsächlich eintrifft, wissen wir nicht.
  • Wir sollten unser Glück, unsere Zufriedenheit und unsere Freude nicht an das Erreichen zukünftiger Ereignisse knüpfen, sondern im Hier und Jetzt suchen. Wir legen hier die Grundlagen für die Zukunft, aber das Grundlagen legen muss bereits passen. Also weg mit dem Gedanken „Wenn ich erst dies getan habe, dann kann ich glücklich und zufrieden sein“ hin zu dem Gedanken „Ich tue das, was ich tue, bewusst und mit Freude – und zusätzlich wird es sich auf meinem weiteren Weg noch auszahlen.“
  • Die Grundanlage, um Zufriedenheit, Gelassenheit und Freude zu erfahren, ist jederzeit da. Auch im jetzigen Moment. Sie hängt nicht von äußeren Einflüssen ab. Das bedeutet aber natürlich nicht, dass man sich nicht auf etwas in der Zukunft freuen darf. Im Gegenteil: Ich sollte diese Vorfreude vielmehr im jetzigen Moment achtsam wahrnehmen, das, was aktuell zu tun ist, aber ebenso wertschätzen und nicht herabsetzen.

Das war nun der Blick auf zukünftige Momente. Und was ist mit Erfahrung? Hier unterscheiden wir uns nicht so stark von den Tieren. Denn auch diese lernen aus vorherigen Entscheidungen. Unsere Erfahrungen aus vergangenen Momenten sind essentiell, um unsere Zukunft zu gestalten. Dr. Leon Windscheid brachte in dem Podcast „Betreutes Fühlen“ (den er gemeinsam mit Atze Schröder aufnimmt und der nebenbei bemerkt sehr empfehlenswert ist) einmal folgendes Beispiel:

Unser Leben ist wie eine Zugfahrt, bei der wir entgegen der Fahrtrichtung sitzen und nach hinten schauen. Je weiter der Zug fährt, desto mehr schauen wir in die Vergangenheit, wobei die nahen Ereignisse noch präsent sind, die weiter zurückliegenden hingegen in entsprechend weiter Ferne liegen.

Tatsächlich beeinflussen wir mit dem Blick zurück, wohin der Zug fährt. Das macht das Bild dann natürlich ein bisschen schwierig. Es zeigt aber eins ganz deutlich:

  • Das Vergangene liegt nicht mehr erreichbar auf einem vorangegangenen Teil der Wegstrecke. Wir können nicht dahin zurückkehren und sehen weit Zurückliegendes auch nur schemenhaft.

Für den Umgang mit Erfahrungen und Vergangenheit bedeutet das:

  • Die Vergangenheit ist abgeschlossen und nicht mehr erreichbar. Wir sollten daher nicht in ihr leben, weil das Leben im jetzigen Moment stattfindet und nicht im vergangenen.
  • Dennoch dürfen und könne wir liebevoll zurückschauen. Wir können die gemachten Erfahrungen betrachten und Schlüsse daraus ziehen, um unter anderem Fehler nicht mehr zu machen oder gute Erfahrungen zu verstärken.
  • Fakt ist: Verändern können wir die Vergangenheit nicht mehr. Grübeln und „Hätte, wenn und aber“ lohnt nicht. Liebevolle Annahme lautet daher die Devise. Nicht Trauer oder Reue. Bei schwierigen und belastenden Themen geht es vielmehr darum, sich selbst zu verzeihen (was sicher noch ein eigenes Thema werden wird.)

Was bedeutet das nun für den Alltag? Für mich ist die Aufgabe klar:

  • Ich achte darauf, wann ich nicht im Moment, sondern ausschließlich in der Vergangenheit oder in der Zukunft bin.
  • Ich hole meinen Geist in den gegenwärtigen Moment zurück.
  • Ich hinterfrage, warum ich in Vergangenheit oder Zukunft abgeschweift bin und welche Konsequenz ich für den jetzigen Moment daraus ziehen sollte.
  • Ich versuche, diese Vergangenheits-Zukunfts-Momente immer öfter zu erkennen und mache dies zu einer alltagsachtsamen Praxis.
  • Ich bleibe liebevoll mit mir selbst, wenn das nur phasenweise klappt.

In diesem Sinne: Herzliche Einladung an dich, mitzumachen. Und: Bleib achtsam!

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