Um Achtsamkeit zu üben, wird häufig die Durchführung einer Teezeremonie empfohlen. In meiner Assoziation entstehen dabei immer direkt Bilder niedriger Tische, vor denen man im Schneidersitz sitzt und sprudelnd heißes Wasser in eine japanische Teekanne mit bambusumwobenem Griff gießt, in der sich – zuvor achtsam zermahlene – grüne Teeblätter befinden. Es liegt mir fern, diese Art der Teezeremonie zu kritisieren. Ich will sie auch keinesfalls ins Lächerliche ziehen. Ich möchte das Thema allerdings näher an meine eigene Lebenswirklichkeit und meinen Alltag ziehen.
Ich bin Fan der Nordsee. Als Kind habe ich viele Sommerurlaube an der deutschen Küste verbracht. Und daher ist mir bewusst, dass wir eine ganz eigene, deutsche Teezeremonie haben. So kann es auch der Ostfriesentee sein, der ein achtsames Erlebnis birgt.
Schauen wir also einmal genauer in den hohen Norden, um die Zubereitung und den Genuss eines Ostfriesentees als Achtsamkeitsübung zu entdecken.
Für die echte ostfriesische Teezeremonie benötigt man
- eine Teekanne aus Porzellan mit passendem Stövchen
- Teetassen
- einen losen Ostfriesentee
- heißes Wasser
- Kluntje-Kandis
- flüssige Sahne und einen Sahnelöffel
Die Zubereitung des Tees erfolgt in mehreren achtsamen Schritten:
- Spüle die Teekanne mit heißem Wasser aus, damit sie gut vorgewärmt ist.
- Gib nun den Tee in die Kanne: Einen Löffel für jede Tasse sowie einen für die Kanne.
- Gieß die getrockneten Teeblätter jetzt mit etwas Wasser an, sodass die Kanne maximal zu einem Drittel gefüllt ist.
- Nun warte ab und lass den Tee 3 bis 5 Minuten ziehen.
- Füll nach dieser Zeit die Kanne komplett mit heißem Wasser und stelle sie auf das Stövchen, in dem bereits ein Teelicht brennt.
Schon diese Arbeitsschritte laden dazu ein, sie bewusst zu erleben, die eigenen Gedanken loszulassen und den Geist zu beruhigen. Ist der Tee so vorbereitet, kann der Genuss beginnen.
- Lege ein Stück Kluntje-Kandis in die Tasse.
- Gieße den heißen Tee ein. Achte darauf, wie der Kandis durch den heißen Tee knackt.
- „Lege“ mit dem Sahnelöffel vorsichtig die Sahne auf den Tee. Schau zu, wie sie erst versinkt und dann in „Wölkchen wieder aufsteigt.
- Jetzt führe die Tasse ohne umrühren zum Mund und genieße bewusst. Zuerst ist da die sanfte Note der Sahne, gefolgt vom herben Aroma des Tees und abschließend die Süße des Zuckers.
Ich wünsche dir eine tolle achtsame Erfahrung mit dieser Form der Teezeremonie. Für mich zeigt sich darin, dass wir gar nicht so viel Anderes und Neues entdecken müssen, sondern einfach die Dinge achtsamer gestalten sollten, die wir ohnehin bereits kennen. So gelingt es leicht, Achtsamkeit in den Alltag zu integrieren, ohne sie künstlich als neues Element einfügen zu müssen.
In diesem Sinne: Bleib achtsam!