Spüren

„Gibt es Gott?“ Diese Frage ist mir in den vergangenen Tagen mehrfach begegnet. Begleitet von der Frage: „Wenn es einen Gott gibt, wo ist der Beweis?“ Das ist doch einmal ein ideales Thema für den vierten Advent, an dem wir einen Großteil des Weges zur erneuten Erinnerung an Christi Geburt hinter uns gebracht haben.

Nun gut – für die Gläubigen ist die Frage bereits ein Affront, für Atheisten ist der Gedanke an ein höheres Wesen einfach Quatsch. Und wie so oft kann es sein, dass alle einfach wieder aneinander vorbeireden. Die Atheisten argumentieren mit der Logik, nach der es keinen Gott geben kann und vieles in der Bibel Beschriebene im Widerspruch zu den Naturgesetzten steht. Die Gläubigen beziehen sich auf das Gefühl, nach dem sie spüren, dass es einen Gott gibt.

Vielleicht sollten wir zunächst überlegen, was Gott überhaupt ist. Ich denke, dass das naive Bild eines alten, weißhaarigen Mannes mit Bart und einer Pyramide mit geöffnetem Auge über dem Kopf, für die meisten inzwischen überholt sein dürfte und eher als Cartoon-Vorlage dient. Gott ist eher eine höhere Macht, die sich nicht so recht greifen lässt. Doch wie soll man die Existenz beweisen?

Hier sehe ich das Gefühl tatsächlich als richtigen Wegweiser. Auch ich kann hier und heute keinen abschließenden Beweis geben. Aber ich kann eine Idee beschreiben, wo die Antworten zu finden sind und der ich in der nächsten Zeit weiter nachspüren werde. Wenn wir unsere Gefühle betrachten, gibt es „faktenbasierte“ und solche, bei denen ein mystisch-spiritueller Rest bestehen bleibt.

Faktenbasiert sind beispielsweise:

  • Freude
  • Wut
  • Angst

Sie haben einen konkreten Auslöser, der unseren Körper und unseren Geist entsprechend reagieren lässt.

Gefühle, bei denen ein mystisch-spiritueller Rest bleibt, sind unter anderem

  • Intuition
  • Liebe
  • Hoffnung

Wer kennt nicht das Gefühl, dass bestimmte Dinge vorbestimmt waren? Dass sich alles zusammenfügt, auf eine unerklärliche Weise. Was hat es mit Nahtoderfahrungen oder Wundern auf sich? Hier ist es natürlich allzu leicht, das Ganze direkt als Zufall abzustempeln oder auf biochemische Zusammenhänge hinzuweisen. Vielleicht lohnt es sich aber auch, an der Grenze genauer hinzuschauen. Denn sowohl Logik als auch Gefühle enden irgendwo – und an dieser Stelle vermute ich Gott.

Beim Achtsamkeitstraining gibt es den Grundsatz: „Du bist nicht deine Gefühle, sondern du hast Gefühle.“ Auf körperlicher Ebene kann man sagen: „Du bist nicht dein Körper, sondern du hast einen Körper.“ Die Abgrenzung geschieht dadurch, dass wir sowohl unsere Gefühle als auch unseren Körper aus einer zurückgenommenen Perspektive betrachten können. Wenn wir uns der Antwort auf die Frage nähern, wer wir dann sind, kommen wir auch der Antwort nach Gott näher. Denn der „göttliche Funke“, der „Geist“ oder auch die „Seele“ ist es, was uns alle mit Gott, dem Universum, der höheren Macht verbindet. (Auch wenn ich die Atheisten jetzt geradezu aufstöhnen hören kann.)

Und letztlich ist die Frage nach Gott auch eine Grundsatzfrage, die sich als „Gibt es einen Schöpfer?“ formulieren lässt. Denn hier liegt der entscheidende Unterschied. Stephen Hawking hat in seiner kleinen Geschichte der Zeit beschrieben, dass zum Beginn des Universums die gesamte Materie konzentriert war und es daher keine Zeit gab. Mit dem Urknall begann das Universum sich auszudehnen und mit dem Raum entstand auch die Zeit (stark vereinfacht ausgedrückt). Zwei der Fragen, die dann allerdings offen bleiben, sind:

  • „Wieso gab es die Materie?“
  • „Wer gab den Anstoß, dass sie sich ausdehnte?“

Spätestens an dieser Stelle kann man die Frage stellen, ob das, was Atheisten „Zufall“ nennen Gläubige unter dem Begriff „Gott“ fassen.

Schon bei diesen wenigen Zeilen wird klar: Sobald man eine Frage stellt, tauchen noch zehn weitere auf. Und auch ich kann an dieser Stelle vorerst nur zu dem Abschluss kommen: Dass es Gott gibt, können wir spüren, aber nicht beweisen. Das Ziel ist aber, weiter nachzuspüren und Indizien zu sammeln, auch wenn der Beweis vermutlich eine Frage des Glaubens bleibt. Wenn du bei diesem Nachspüren dabei sein möchtest, bist du herzlich eingeladen. Hab noch einen schönen vierten Advent und eine wundervoll gefühlvolle Weihnachtszeit.

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