Wusstest du, dass in dem Lied „Bury a Friend“ von Billie Eilish das Geräusch eines Zahnarztbohrers im Hintergrund zu hören ist? Wenn nicht: Es stimmt zwar, ist aber eigentlich auch egal. Ich wollte nur einen eleganten Einstieg in mein heutiges Thema finden. Und das ist kein ehemaliger Chart-Hit, sondern ein Zahnarztbesuch, den ich vor gar nicht allzu langer Zeit hinter mich bringen musste. Leider war ich längere Zeit nicht bei der Vorsorge und so durfte ich mich auf die Teilüberkronung eines Zahns „freuen“. Ein bisschen „Galgenfrist“ wurde mir eingeräumt, um alle Formalitäten mit der Krankenkasse zu klären. Doch eine rund zweistündige Behandlung stand im Raum.
Ich habe keine große Angst vorm Zahnarzt. Denn in der Vergangenheit habe ich gelernt, dass man sich auf die Betäubung echt verlassen kann und keine Schmerzen zu erwarten hat. (Da habe ich vollstes Vertrauen zu meinem Zahnarzt.) Unangenehm ist die Behandlung natürlich dennoch.
Nachdem die Betäubung wirkte und es richtig losging, habe ich daher das getan, was ich auch in meiner Meditationspraxis tue:
- Ich nehme die Situation an.
- Ich konzentriere mich auf meinen Atem.
- Ich lasse meine Gedanken zur Ruhe kommen.
- Ich gehe in die Stille.
- Ich lasse die äußeren Umstände geschehen und gewinne an Abstand.
Alles in allem war es schließlich der kurzweiligste Zahnarztbesuch, den ich je hatte.
Die Annahme der äußeren Umstände ist ein Teil der Achtsamkeit, der uns in vielen Lebenshasen helfen kann. Besonders dann, wenn es um die Annahme von Schmerzen geht. Nehmen wir als Beispiel statt der Zahn- nun die Kopfschmerzen, wie sie immer mal wieder auftreten können. Nicht angenehm, aber auch nicht „lebensbedrohlich“. Den Schmerz kann ich nicht abstellen. Aber das Leid, das er bei mir verursacht, ist optional. Wenn ich den Schmerz annehme und nicht darüber jammere, bemisst sich das Maß des Leids an dem realen Maß des Schmerzes.
Schmerz ist nicht schlecht. Im Gegenteil weist unser Körper damit darauf hin, dass etwas nicht stimmt. Im Fall des ab und zu auftretenden Kopfschmerzes kann das zum Beispiel sein, dass ich mich ausruhen sollte. Ist ein Schmerz häufig vorhanden oder kommt er unerwartet, ist er ein wichtiger Anlass zum Arzt zu gehen.
Was für den Schmerz gilt, gilt auch für alle weiteren Gefühle. Sie alle haben ihre Berechtigung und sie alle haben ihren Sinn. Unsere Gefühle sind es, die uns zu Menschen machen. Sie helfen uns, äußere Umstände zu verarbeiten. Wut, Trauer oder Traurigkeit haben als Ventile ebenso große Bedeutung wie Freude und Zufriedenheit. Die Annahme erlaubt uns, unter der Verarbeitung der jeweiligen Ereignisse, nicht übermäßig zu leiden.
Probier‘ es einfach einmal aus – im Alltag und eventuell auch beim nächsten Zahnarztbesuch.
In diesem Sinne: Sei achtsam.