In unserem Garten steht ein Apfelbaum.
Der war schon alt, als wir eingezogen sind.
Der Stamm teilte sich in zwei Hauptäste. An der Stelle, an der sie sie auseinanderstrebten, zeigte sich von Anfang an ein Loch, in dem sich Stauwasser sammelte.
Ein Gärtner, der vor einigen Jahren mal die Bäume im Garten professionell beschnitten hat, sparte diesen Baum ganz bewusst aus. Zu groß sei die Gefahr, dass der alte Baum den Zuschnitt nicht überleben würde. Lange würde er es wahrscheinlich sowieso nicht mehr tun.
Wir wohnen jetzt seit 16 Jahren hier. Und der Baum lebt nach wie vor.
Im vergangenen Jahr geschah es dann schließlich: Einer der beiden Hauptäste ist abgebrochen. Er konnte die Last der Früchte im Sommer einfach nicht mehr tragen. Auch der Stamm ist inzwischen hohl. Das Loch, in dem sich das Wasser sammelte, reicht von oben nach unten.
Doch ist der Baum nun tot?
Keineswegs.
Der zweite Hauptast ist Vital wie eh und je. Er hat in diesem Frühjahr Blüten und Blätter bekommen und trägt Früchte.
Kürzlich ist mir nun aufgefallen, dass aus dem Stamm ein neuer Trieb sprießt.
Dieser Baum begeistert mich durch seinen Lebenswillen.
Er ist nicht zu alt.
Er ist nicht zu schwach.
Er macht einfach weiter.
Ich bin gespannt, wie es mit dem neuen Trieb weitergeht.
Natürlich darf der Baum auch weiterhin in unserem Garten stehen, wachsen, Früchte tragen – solange er will.
Ich nehme ihn zum Vorbild.
Egal, was passiert. Einfach nicht aufgeben.
Und egal, wie alt man ist. Einfach weitermachen und seiner Bestimmung folgen.
In diesem Sinne: Bleib achtsam!